Indigene Kunst: Verbindung zum Land und ein Fenster in die Vergangenheit

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Gamilaraay/Bigambul und Yorta Yorta Künstlerin Arkeria Rose Armstrong Credit: Arkeria Rose

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In Anlehnung an ihre mündlichen Überlieferungen haben die Aborigines und die Torres Strait Islander Kunst als Medium genutzt, um ihre kulturellen Geschichten, spirituellen Überzeugungen und ihr grundlegendes Wissen über das Land weiterzugeben.


Wichtige Punkte
  • Die Kunstwerke von First Nation sind vielfältig und beschränken sich nicht auf Punktmalerei.
  • Kunst war ein Medium, in dem kulturelle Geschichten, spirituelle Überzeugungen und Wissen über Generationen weitergegeben wurden und das bis heute fortgeführt wird.
  • Diese Kunstwerke helfen Künstlern, sich mit ihrem Land verbunden zu fühlen.
  • Symbole sind den Interpretationen der Künstler überlassen, die sie verwenden.
Die Kunstwerke der First Nations gehören zu den ältesten der Welt und können auf eine reiche Geschichte zurückblicken. Die ist 17.500 Jahre alt.

Diese Kunstwerke dienten als wichtige Medien, mit denen die Aborigines und Torres Strait Islander ihre kulturellen Geschichten, spirituellen Überzeugungen und ihr grundlegendes Wissen über das Land kontinuierlich weitergeben konnten.

Die Kunst der Menschen der First Nations ist ein reicher Wandteppich, der eine breite Palette von Stilen und Techniken umfasst, die jeweils tief im Land, in der Kultur und in der Gemeinschaft der Ureinwohner verwurzelt sind.

Die Menschen haben jedoch oft falsche Vorstellungen über die Kunst der Aborigines, erklärt Maria Watson-Trudgett, eine Koori-Frau und Süßwasserfrau des Volkes der Wiradyuri.

Watson-Trudgett ist Beraterin der First Nations und autodidaktische Künstlerin, die sich leidenschaftlich dafür einsetzt, die Kultur der Aborigines mit anderen zu teilen.
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Maria Watson-Trudgett ist eine First Nations Beraterin, autodidaktische Künstlerin und Geschichtenhüterin. Credit: Maria Watson-Trudgett Credit: Mit freundlicher Genehmigung von Richmond Fellowship Queensland, 2019
„Manche Menschen haben vorgefasste Meinungen, dass Punktmalerei traditionell und die einzig wahre Form der Kunst der Aborigines sei. Aber das ist nicht der Fall und es handelt sich dabei um einen Denkfehler.

„In unserer traditionellen Kunst ging es eher darum, Werkzeuge zur Identifizierung mit Markierungen zu versehen, Bäume zu gravieren, um Zeremonien und Begräbnisstätten zu markieren, oder Körperbemalung für Zeremonien. Es war keine notwendige Kunst", erklärt sie.

Watson-Trudgett fügt hinzu, dass die Punktmalerei erst in den 1970er Jahren mit der , einer kleinen Aborigine-Gemeinde nordwestlich von Alice Springs, entstand. Hier begannen die Künstler*innen der Aborigines, ihre traditionellen Geschichten mit Acrylfarben auf Tafeln darzustellen.
Es gibt viele Kunststile der Aborigines, mit denen Künstler ihre Geschichten und Kulturen vermitteln. Kunst der Aborigines ist alles, was eine Person der Aborigines malt und das sie mit ihrem Land und ihrer Kultur verbindet und... ein Gefühl von Verbundenheit und Zugehörigkeit [für sie] schafft.
Mary Watson-Trudgett

Kultur teilen

Watson-Trudgett begann 2009 mit dem Malen, um sich vom Stress des Vollzeitstudiums an der Universität zu erholen. Sie entdeckte jedoch bald, dass die angebotene Kunst mehr war als nur ein Mittel, um „den Geist zu beruhigen“.
Es geht darum, meine Geschichte mit anderen Menschen zu teilen und meine Kultur am Leben zu erhalten. Es unterstützt mich auch dabei, eine Verbindung zu meiner Kultur der Aborigines, zu meinem Land, zu meinem alten Volk und zu dem Wissen aufzubauen, das ich gelernt habe, als ich mit meiner Familie auf Country aufgewachsen bin.
Mary Watson-Trudgett
Arkeria Rose Armstrong, eine Künstlerin aus Gamilaraay/Bigambul und Yorta Yorta, erinnert sich liebevoll an die Geschichten ihrer Großeltern.

Ihre Großmutter, eine ältere Frau aus Gamilaraay, war eine der letzten Sandmalerinnen in der Region.

„Sie erzählte ihre Geschichten, während sie auf dem Boden saß, auf Country, auf Sand Country, und sie erzählte uns Geschichten im Sand“, erklärt sie.

Zu diesen Geschichten, die über Generationen weitergegeben wurden, gehörten Geschichten über die Schöpfung, Tiere, Sterne und die eigenen Erfahrungen ihrer Großmutter, als sie auf dem Land aufwuchs. Jede Geschichte enthielt ihre eigenen Lehren, sagt sie.
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Kunst war immer schon Teil von Arkeria Rose Armstrongs Leben. Credit Arkeria Rose Armstrong
„Sie schilderte ihre Reise und ihre Geschichten anhand von Kunstwerken. Also wurde ein Großteil der Symbolik und Bildsprache, die sie uns erzählte, auf diese Weise geteilt.“

Armstrong beschreibt ihre Kunst als „Verflechtung [ihrer] beiden Länder“.

Sie lässt sich von den Symbolen und Bildern ihrer Großmutter inspirieren, während ihre Techniken von ihrem Großvater - ebenfalls ein Künstler - beeinflusst sind.

Das Nacherzählen der Geschichten anhand ihrer eigenen Kunstwerke ermöglicht es Arkeria Rose Armstrong, über die mit der Geschichte verbundenen Beziehungen nachzudenken, was viele Emotionen hervorruft — ein Gefühl, das sie auch mit ihrer Tochter teilt.
Um Kultur fortzuführen, müssen wir Kultur teilen und Kultur praktizieren. Mit unserer nächsten Generation zu teilen bedeutet sicherzustellen, dass sie immer am Tisch sitzen und wir diese Gespräche führen.
Arkeria Rose Armstrong

Verbindung zur Kultur

Davinder Hart ist ein Künstler mit familiären Wurzeln im Südwesten des Noongar Country in Westaustralien. Seine Kindheit verbrachte er in Adelaide, bevor er sich später im Ngemba Country in New South Wales wieder seiner Kultur zuwandte.

Hart stand in seinen frühen Jahren vor großen Herausforderungen. Er verließ die Schule mit 16 Jahren, hatte Schwierigkeiten, eine Anstellung zu finden, und kämpfte mit Drogenmissbrauch.

Die Unterstützung und Anleitung seiner Onkel und Brüder trugen jedoch entscheidend dazu bei, dass er sein Leben verändern und sich wieder seiner Kultur zuwenden konnte, was sich oft in seinen Kunstwerken widerspiegelt.

„Ich hatte das Glück, meine Onkel und Brüder kennenzulernen, die mir Geschichten über Country beigebracht haben, und diese Geschichten [lehren] einem, sich... in einem positiven Licht zu verhalten“, sagt er.

Für Hart ist Kunst nicht nur eine Möglichkeit, sich mit seiner Kultur zu verbinden, sondern sie ist auch eine Form der Heilung.

„Definitiv [bin ich in] einem entspannten Zustand, während ich male. Ich denke, die meiste Zeit nimmt der Geist das Bild wirklich in die Hand und das Bild macht es einfach von alleine. Es ist sehr therapeutisch", erklärt er.
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Davinder Hart in Saudi Arabien beim UN-Gala Dinner, 2023. Credit Davinder Hart

Sei Teil der gemeinsamen Erzählung

Maria Watson-Trudgett erklärt, dass Künstler der First Nations eine Vielzahl von Symbolen in ihre Arbeit integrieren können, von denen einige spezifisch für ihr Land seien, wie z. B. Tierspuren.

Die fließenden Linien und die Verwendung von Symbolen der Aborigines in ihren Arbeiten spiegeln die Art und Weise wider, wie ihre Vorfahren kommunizierten, als sie Eindrücke und Symbole in den Boden zeichneten.

Während einige Symbole universell sind, können andere für verschiedene Künstler*innen unterschiedliche Bedeutungen haben.

„Symbole hängen von den Interpretationen der Künstler*innen ab, die sie verwenden. Gehen Sie niemals davon aus, dass die Verwendung von Symbolen für andere Künstler*innen dasselbe bedeuten könnte", so Maria Watson-Trudgett.


Arkeria Rose Armstrong sagt, ein guter Ausgangspunkt sei, nach den Geschichten zu fragen, die in den Kunstwerken erzählt werden.

„Wer ist diese Person der First Nations? Was sind diese Länder und wie sehen sie aus? Sobald man anfängt, diese Fragen zu stellen, beginnt man, diese Person zu sehen und zu fühlen", sagt sie.

„Einige meiner liebsten Arten, meine Kunstwerke zu teilen, sind Ausstellungen und die persönliche Anwesenheit, sodass man sich hinsetzen und mit den Leuten über das Kunstwerk sprechen kann.

„Ich denke, es ist manchmal einschränkend, wenn wir eine Geschichte auf einem kleinen Stück Karte neben dem Kunstwerk erzählen. Es hängt von der Beziehung zu der anderen Person ab, wie viel geteilt wird. Als Gamilaraay-Frau teilen wir mit, wann jemand bereit ist zu lernen.“

„Seien Sie einfach wirklich offen und scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen“, fügt Davinder Hart hinzu.

„Und innerhalb dieser Konversation bauen wir ganz natürlich dadurch eine Verbindung auf.“

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